07.07.2005
25 Jahre BMW GS: Der Boxer fürs Grobe wie fürs Feine
München. Es war ein geniales Konzept, und BMW profitiert noch heute
davon: Im September 1980 stand bei der Präsentation der jüngsten BMW Maschine
ein ausgewachsenes Motorrad mit klassischem Zweizylinder-Boxer, aber dennoch
ganz anders als die bisherigen BMW. Hochgewachsen war die Neue, mit leichterem
Heck und größerem Vorderrad als die Straßenmaschinen. Und ein Teil fehlte ganz:
Statt der konventionellen beidseitigen Radführung hielt erstmals eine ebenso
kompakte wie innovative Einarmschwinge namens "Monolever" das Hinterrad. Die R
80 G/S schuf damit die neue Gattung der Reiseenduros, wobei das G für Gelände
und das S für Straße stand.
Foto:
BMW R 100 GS: Erstes Motorrad mit
Paralever-Hinterradaufhängung
Die Entscheidung für die G/S war ebenso mutig wie weitsichtig. 1978 war sie
gefallen, in einer Phase des Absatzrückgangs nach einem knappen Jahrzehnt des
Wachstums. Jenseits des Atlantiks schwammen Enduros, die wegen ihrer
Handlichkeit auch bei Straßenfahrern Anklang fanden, auf einer Erfolgswelle.
Technisch konnte BMW dem locker Paroli bieten. Bereits in den 30er Jahren
hatte sich die Münchner Marke einen Namen beim sportlichen Wettbewerb um
Bestzeiten auf Geröll und im Schlamm gemacht. In den fünfziger und sechziger
Jahren errangen BMW Fahrer Titel in Serie. Die letzten drei Meistertitel im
Geländesport hatte Herbert Schek auf einer modifizierten BMW R 75/5 in den
Jahren 1970 bis 1972 gewonnen.
Doch eine direkte Konkurrenz zu den dominierenden Einzylinder-Motorrädern
entsprach nicht den Vorstellungen von BMW für den Serienmarkt. Eine BMW musste
anders aussehen: Komfort, Tourentauglichkeit und Langlebigkeit als typische
Tugenden waren unverzichtbar. Und so kristallisierte sich allmählich die Idee
heraus, Geländetauglichkeit mit hohen Fahrleistungen und Fahrkomfort auf der
Straße zu kombinieren. Ein genaues Studium des Enduromarktes untermauerte diesen
Plan: Lediglich zwei Prozent der gefahrenen Kilometer wurden wirklich im
schweren Gelände zurückgelegt, 98 Prozent entfielen auf Straßen, unbefestigte
Wege oder schmale Pfade. Damit war die Idee von der komfortablen Großenduro
geboren. Sie eröffnete eine Marktlücke, deren Größe sich bis heute als fast
unerschöpflich erwiesen hat.
Und zwar vom Start weg: Als die R 80G/S auf der IFMA 1980 der breiten
Öffentlichkeit vorgestellt wurde, war der Andrang am BMW Stand groß. Die
Begeisterung am Messestand schlug sich in den Bestellungen für die kommende
Motorradsaison nieder: 6.631 Motorräder - mehr als doppelt so viele wie
ursprünglich geplant - verließen bis zum Jahresende 1981 die Berliner
Werkshallen, jede fünfte verkaufte BMW war eine G/S. Damit trug die Reiseenduro
entscheidend dazu bei, dass es mit den BMW Verkaufszahlen wieder stetig aufwärts
ging.
Foto:
BMW R 80 GS Basic
Parallel dazu verstärkte BMW sein Engagement im Geländesport. Als Bühne
diente die schwerste und publicityträchtigste Offroad-Veranstaltung der Welt,
die Rallye Paris-Dakar. 1981 erreichte Hubert Auriol auf der G/S Dakar als
Erster, 1983 konnte er den Gesamtsieg für BMW wiederholen. 1984 und 1985 gewann
der Belgier Gaston Rahier die Dakar, dann zog BMW das Werksteam 1986 zurück.
Die Erfolge der G/S bei der schwierigsten Rallye der Welt bereiteten den Boden
für die Karriere des Boxers als zuverlässiges Transportmittel für Globetrotter.
Von größeren Tanks aus allen erdenklichen Materialien über Gepäck- und
Navigationssysteme bis hin zu besonderen Schutzblechen reichte das Angebot an
entsprechenden Accessoires - bis heute.
1987 ging die BMW Enduro in die zweite Generation: R 80 GS und R 100 GS
hießen die Nachfolgemodelle - der Schrägstrich in der Typenbezeichnung war
entfallen. Erneut stand das Fahrwerk im Mittelpunkt der Weiterentwicklung: Bei
der neuen Hinterradschwinge mit der Bezeichnung Paralever wurden unerwünschte
Fahrwerksreaktionen insbesondere im Gelände weiter minimiert.
1993 sorgte die R 1100 GS auf der IAA in Frankfurt mit ihrem gewagten
Styling und der imposanten Größe - gegenüber der R 100 GS war die Neue 65 mm
höher - für einen Paukenschlag. 80 PS stark, rannte die geländegängige Maschine
satte 200 km/h schnell. Dass diese Geschwindigkeiten auch problemlos auf die
Straße gebracht werden konnten, dafür sorgte das Fahrwerk mit verbessertem
Paralever an der Hinterachse und dem neuen Telelever für die Vorderradführung.
Im Herbst 1999 folgte dann die R 1150 GS, 2004 die R 1200 GS.
Foto:
BMW HP 2
Heute, ein Vierteljahrhundert und über 220.000 Einheiten später ist klar,
das BMW Motorrad mit der GS eine eigene Klasse geschaffen hat. Die aktuell
vorgestellte BMW HP2 beweist, dass es den Münchnern immer wieder gelingt, mit
attraktiven Konzepten das Prinzip GS vor dem Wettbewerb zu positionieren:
Konsequent auf Sportlichkeit ausgelegt wiegt die HP2 gerade mal 175 kg, der 1,2
Liter Boxer leistet 105 PS. Das Fahrwerk ist eine komplette Neuentwicklung mit
Teleskopgabel vorn und Paralever hinten. Alles in allem ist die HP2 der
kompromissloseste Serien-Gelände-Boxer, den es je gab. Und das erste Modell
einer neuen Motorradkategorie.
Quelle: BMW Presse-Mitteilung vom 07.07.05
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