Kategorie: Formel1 01.01.1970
Interview mit Jacques Villeneuve
München/Hinwil. Vor zehn Jahren fuhr Jacques Villeneuve sein erstes
Formel-1-Rennen vor heimischem Publikum in Montréal. Kommende Woche kehrt der
Weltmeister von 1997 als frisch verheirateter Mann in seine Heimat zurück. Der
BMW Sauber F1 Team Fahrer spricht über sein Leben und seine Rennsportkarriere.
- Ihre erste Teilnahme am GP Kanada liegt zehn Jahre zurück. Hat sich seither
sehr viel verändert in Ihrem Leben und in Ihrem Beruf?
Mein Privatleben hat sich sehr verändert. Ich bin jetzt verheiratet, und wir
erwarten ein Kind. Das macht einen großen Unterschied. Für den Rennsport lautet
die Antwort ebenfalls ja. Damals wusste ich vor jedem Rennen, dass wir um den
Sieg kämpfen können, heute kämpfen wir um Punkte. Wirklich gut ist, dass wir in
die richtige Richtung arbeiten, um dem Kreis der Sieganwärter näher zu kommen.
Foto: Jacques Villenneuve,
BMW Sauber F1 Team-Fahrer 2006
- Sie sprechen immer davon, dass Rennen fahren Spaß für Sie ist. Das hört man
nicht oft von Rennfahrern. Was macht den Spaß für Sie aus?
Ich bin ausschließlich des puren Fahrens wegen Rennfahrer und in der Formel 1.
Deshalb habe ich Spaß. Wenn man andere Beweggründe hat, mag das anders aussehen.
Ich kenne einige Leute, die wegen des Glamours dabei sind, oder weil sie ein
Star sein wollen. Ich denke, die haben wahrscheinlich viel weniger Spaß.
- Montréal ist Ihre Heimat, aber nicht mehr Ihr Zuhause. Welche Gefühle hegen Sie
für die Stadt und für Kanada?
Dort sind meine Wurzeln, deshalb hat es für mich immer eine besondere
Wichtigkeit.
- Sie kommen jetzt mit Ihrer Ehefrau dorthin. War sie schon einmal dort?
Nein, Johanna war noch nie in Quebec oder in Kanada, es wird eine interessante
Reise. Wir werden sehr wenig Zeit haben, uns umzusehen. Während der Rennsaison
ist es sehr schwer, die Zeit zu finden, um einen Ort richtig zu würdigen. Wir
werden wohl einen freien Tag haben, und das war es.
- Sie sind Rennfahrer, aber wahrscheinlich könnten Sie auch mit Leichtigkeit
Ski-Abfahrtsläufer sein?
Ich wusste schon mit fünf Jahren, dass ich Rennwagen fahren würde. Deshalb habe
ich nie etwas anderes ernsthaft genug betrieben, um ein professionelles Niveau
zu erreichen.
- Sie interessieren sich für Eishockey. Wäre das auch ein Sport für Sie?
Ja, das ist ein Sport, den ich liebe, aber nichts, was ich in meiner Jugend
getan habe. Ich habe erst spät angefangen, zu spielen.
- Sie sind ein begeisterter Musikfan, und Ihre bald erscheinende CD ist in aller
Munde. Erzählen Sie uns davon?
Vom Gefühl her würde ich sagen, es ist Folk oder Folk-Rock. Ich weiß nicht, wie
ich das beschreiben soll. Es ist schwierig, sich dabei auf eine Richtung
festzulegen. Aber es ist weder Heavy Metal noch R&B. Eher sanfte Musik mit
akustischen Gitarren. Ich habe die Hälfte der Songs geschrieben und singe
einige. Ich spiele aber nicht viel selbst, weil wir Profis genommen haben, die
viel besser klangen als ich. Wir haben das alles in Frankreich mit Franzosen
produziert.
Ich verstehe überhaupt nichts vom Musikgeschäft und muss alles lernen. Ich will
mit Sicherheit keine zweite Karriere anfangen. Mein Beruf ist es, Rennen zu
fahren. Da bleibt keine Zeit, um etwas anderes zu tun. Ich bin seit 17 Jahren
ständig unterwegs, das will ich nicht steigern. Ich gründe eine Familie und
möchte auch mal zuhause sein.
- Wie fühlen Sie sich derzeit im BMW Sauber F1 Team?
Ich liebe das Team. Wir arbeiten gut zusammen, und das Team bewegt sich in die
richtige Richtung, macht gute Fortschritte. Es ist kein untergehendes Team,
sondern das Gegenteil: Es ist ein Team auf dem Weg nach oben.
- Sehen Sie die Art, wie zwei Mannschaften zusammenkommen, positiv?
Es hat sehr gut funktioniert. Es fühlt sich nicht an wie zwei Teams, obwohl ein
Teil in München und einer in Hinwil sitzt. Es ist großartig, dass das eine
Mannschaft ist, in der alle gut zusammenarbeiten.
- Die Formel 1 wird oft dafür kritisiert, dass die Fans nicht an die Fahrer
herankommen. Was ist Ihre Meinung dazu, ist das berechtigte Kritik?
Früher gab es weniger Fans und mehr Zeit und Raum. Heute verbringen wir den
ganzen Tag in Meetings und dergleichen. Es bleibt einfach keine Zeit. Wenn man
donnerstags an die Strecke kommt, mittags mit der Arbeit beginnt und abends um
acht nach Hause geht, hat man nicht herumgesessen und Kaffee getrunken. Es geht
nicht darum, sich nicht um die Fans kümmern zu wollen. Es bleibt keine Zeit
dafür, so sieht es aus. Bekommen Fußball-Fans mehr Autogramme? Ich denke nicht.
Tatsächlich hat sich jeder Sport so entwickelt, nicht nur die Formel 1.
- Was denken Sie über den BMW Sauber F1 Team Pit Lane Park in Montréal?
Ich finde das großartig. Der Park gibt den Fans Berührung mit dem Rennsport.
Montréal ist ohnehin immer gut für die Fans, weil die Zuschauerbereiche nicht
weit weg sind von der Strecke, man ist sehr nah am Geschehen.
- Der BMW Sauber F1.06 passt gut zu Ihrem Fahrstil. Worauf führen Sie das zurück?
Ich mag die V8-Motoren. Ich genieße es, damit zu fahren. Ich kann das Auto so
abstimmen, dass es natürlicher zu fahren ist. Das aktuelle Auto reagiert viel
präziser als das letztjährige, das ist gut.
- Was möchten Sie Ihren Fans in Montréal zurufen?
Ich arbeite noch immer hart und fahre stark. Hoffentlich bleibt das so.
Quelle: BMW Presse-Mitteilung vom 14.06.2006
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