Kategorie: MINI 12.11.2006
Gastkommentar: Herr Reithofer, übernehmen Sie!
"Die BMW Group ist in allen Segmenten auf Premiumkurs", so steht es sinngemäß
seit einigen Jahren als Credo über allem, was im Münchner Konzern an Strategien
und Konzepten ausgedacht wurde und wird. Der Erfolg der BMW Group war in dieser
Konsequenz eigentlich programmiert. Und jetzt schwächelt der Konzern in einem
winzigen Detail, das eigentlich nicht der Rede wert wäre, wenn es nicht eine
verheerende Image-Beule verursachen könnte. Stichwort "ESP" beim MINI, das es
nicht serienmäßig, sondern nur als aufpreispflichtiges Extra gibt.
Das ist wirklich nicht in Ordnung. Ein Konzern, der sich Sicherheit und
premium verschrieben hat, darf es doch nicht kleinkarierten Controllern oder
subalternen Mitarbeitern überlassen, das Image des Gesamtkonzerns als
technologisch herausragendes Unternehmen zu beschädigen. MINI gehört zur BMW
Group wie Rolls-Royce und BMW! Und ein MINI gehört nicht gerade zu den
Billigautos auf dem Markt. Im Gegenteil, er ist wohl der teuerste Kleinwagen
überhaupt, aber er ist ein Erfolg, weil er mittlerweile (wieder) Kultstatus
erreicht hat.
Technisch auf Neuestem Stand - aber ESP nicht
serienmäßig: der neue MINI
Da kann es einfach nicht angehen, dass ein so wichtiges Sicherheitsextra wie
das ESP aufpreispflichtig ist. Wir kritisieren solche Mängel bei Billigprodukten
aus dem Osten und sollen so was bei einer deutschen Nobelfirma tolerieren? Auch
wenn der MINI aus England kommt, liegt die Verantwortung natürlich bei BMW. Und
da sieht es ganz anders aus. Jeder BMW hat ESP serienmäßig, ja, selbst
Kleinwagen anderer Marken im Niedrigpreissegment trumpfen damit auf. Da darf es
einfach nicht passieren, dass so ein Extra dem Rotstift zum Opfer fällt, weil
ein Buchhalter glaubt, dass die Leute das Extra extra bezahlen sollen.
Das ist ohne Zweifel eine strategische Fehlentscheidung. Hier muss der
Konzernchef selbst ran und so ein Thema zur Chefsache machen. Dazu kommt, dass
der MINI in einigen Märkten serienmäßig mit ESP ausgestattet wird, nur nicht
hier. Ist denn Deutschland ein Entwicklungsland in Sachen Sicherheit? Wir haben
zwar die höchsten Autopreise zu zahlen, dürfen aber nicht das Gleiche erwarten?
Das kann es nicht sein.
Böswillig könnte man ja auch sagen, dass die BMW-Modelle unsichere Fahrwerke
hätten und deshalb ESP serienmäßig bekämen, der MINI es aber nicht brauche. Das
ist natürlich Unsinn, aber ein MINI ohne serienmäßiges ESP ist fast schon ein
Fall für die Menschenrechtskommission.
Im Ernst, BMW Chef Reithofer muss dafür sorgen, dass konzernweit auch in
Details die Premiumstrategie umgesetzt wird. Dazu gehört auch ein so
unscheinbares Detail wie ein serienmäßiges ESP. Wer diese Entscheidung, es
aufpreispflichtig zu machen, getroffen hat, sollte einen Kurs in Sachen
Premiumprodukt-Wahrnehmung machen. Damit er lernt, dass Ersparnisse an der einen
Stelle sehr teuer werden können, wenn sie das Image eines Unternehmens
tangieren. Herr Reithofer, bitte übernehmen Sie! (ar/PS/HU)
(Entnommen aus der aktuellen Ausgabe des Branchen-Informationsdienst PS
Automobilreport)
Quelle: ar, Hans-U. Wiersch
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(mit Preisliste; News vom 27.07.2006)
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