Kategorie: Vorstand Werk 16.01.2017
Der zukünftige US-Präsident Donald Trump droht BMW mit Strafzöllen - so reagiert BMW
„Ich liebe Mexiko, ich mag den Präsidenten, ich mag alle Leute - aber ich würde BMW sagen, wenn sie eine Fabrik in Mexiko bauen und Autos in die USA verkaufen wollen ohne eine 35-Prozent-Steuer, dann können sie das vergessen“, sagte Donald Trump im einem aktuellen BILD-Interview.
Donald Trump spielt damit auf den Umstand an, dass BMW gerade ein Werk in San Luis Potosí, Mexiko baut - der erste Spatenstich ist am 16. Juni 2016 erfolgt. BMW ist nicht der einzige Autohersteller, der auf auf eine Produktion in Mexiko setzt, denn durch das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (Nafta) sind Zölle weggefallen womit das Produzieren von Autos aufgrund niedriger Löhne und der Nähe zur USA sehr attraktiv geworden ist. Im vergangenen Jahr sind bereits 2,1 Mio Fahrzeuge in Mexiko gebaut worden - gut 80% davon gingen in die USA.
"Stein des Anstosses": das gerade im Bau befindliche BMW Werk in Mexiko
Was Trump nun konkret vorhat, ist unklar. Ob die ins Spiel gebrachten 35% Einfuhrsteuer nur für in Mexiko produzierte PKW gelten soll, oder sogar für alle Länder bleibt abzuwarten. Fest steht, dass das Nafta-Abkommen zwischen den USA, Kanada und Mexiko mit einer 6-Monatsfrist kündbar ist, und Trump auch am US-Kongreß vorbei Einfuhrsteuern in gewünschter Höhe durchsetzen könnte - die einfache Annahme unfairer Handelspraktikten würde als Begründung genügen.
Das Ziel der Strafzölle ist klar: Trump will die einheimische Autoindustrie schützen. Dieser Protektionismus würde den amerikanischen Autobauern sicher kurzfristig helfen und Arbeitsplätze sichern, aber die politischen und damit auch wirtschaftlichen Langzeit-Auswirkungen einer solchen Politik wären nicht absehbar.
Trump trifft den falschen Hersteller
Trump fordert in den Wirtschaftsbeziehungen Deutschland zu "mehr Gegenseitigkeit" auf und spielt auf den Handelsüberschuß an, den Deutschland zu Lasten der USA auf seiner Seite hat. Trump sagte, in der 5th Avenue in New York habe jeder einen Mercedes vor der Tür stehen. Aber "Wieviele Chevrolets sehen Sie in Deutschland? Nicht allzu viele, vielleicht gar keine, man sieht dort drüben gar nichts, es ist eine Einbahnstraße", so Trump. In diesem Zusammenhang ausgerechnet BMW ins Spiel zu bringen, trifft allerdings den Falschen, da BMW in den USA sein größtes Werk hat und auch in den USA für den Export produziert. So werden einige X-Modelle auschließlich in den USA produziert - und zwar für den gesamten Weltmarkt. Die BMW-Handelbilanz in den Vereinigten Staaten ist ausgeglichen, d. h. BMW produziert praktisch genauso viele Autos in den USA, wie es dort verkauft.
Anders sieht die Handelsbilanz beispielsweise bei VW/Audi/Porsche aus. Hier stehen im Jahr 2015 606.840 in den USA verkauften Autos nur 83.596 produzierte gegenüber. Hier würden Strafzölle also eher Sinn ergeben und für ernsthafte Probleme sorgen. Die EU könnte umgekehrt die amerikanische Auto-Industrie mit vergleichbaren Zöllen kaum gefährden. Die großen amerikanischen Autobauer Chrysler, GM und Ford produzieren für Europa größtenteils in Europa und wären von Strafzöllen daher wenig bis gar nicht betroffen.
Grund für Trumps Attacke ausgerechnet auf BMW ist der Umstand, dass er wohl hofft, noch Einfluß auf BMWs Firmenpolitik nehmen zu können - denn schließlich ist bisher noch kein einziger BMW in Mexiko gebaut worden. Ford jedenfalls hat auf Druck Trumps bereits seine Pläne begraben, künftig auch in Mexiko zu produzieren.
BMW Chef Krüger zeigt sich gelassen: "Die BMW Group ist in den USA zuhause"
Zwischenzeitlich hat sich auch der BMW Vorstandsvorsitzende Harald Krüger zum Thema geäußert: "Ich gehe davon aus, dass sich der neue US-Präsident Donald Trump für eine prosperierende US-Wirtschaft einsetzen wird" sagte Krüger zur Zeitung "Welt". "Natürlich legen wir aber auch großen Wert auf einen freien Welthandel, denn wir sind der größte Automobil-Exporteur aus den USA heraus". Jeder X5, den BMW weltweit verkauft, kommt aus dem US-Werk Spartanburg: "Das ist nur mit einem funktionierenden Freihandel möglich" betonte Krüger.
Das BMW Werk in Spartanburg (USA) ist das größte der BMW Group
"Ich bin überzeugt, dass man in den USA zur Kenntnis nimmt, dass BMW auch in Amerika einer der größten Automobilhersteller ist und dort direkt und indirekt rund 70.000 Menschen beschäftigt." Selbstbewusst ergänzte Krüger: "Der Wirtschaftsfaktor, den wir als BMW Group in den USA darstellen, ist nicht zu unterschätzen".
Auch zum gerade im Bau befindlichen BMW-Werk in Mexiko, äußerte sich BMW: "Die Produktion ist für den Weltmarkt bestimmt. Somit wird das Werk in Mexiko die bisherige 3er-Produktionsstätten in Deutschland und China ersetzen." Damit wird also nur ein gewisser Teil der Produktion in die USA exportiert. Trump erklärte übrigens auch: "Wenn Sie also für die Welt Autos bauen wollen, würde ich Ihnen alles Gute wünschen".
Auch Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) schaltete sich in die Diskussion ein: "Es ist ja nicht so, dass die Deutschen sich die Autos kaufen, weil sie aus Deutschland kommen" sagte Gabriel der BILD-Zeitung. "Es gibt auch Patriotismus, aber es geht um die Qualität der Autos."
Gabriel ist der Ansicht, dass eine Abschottung der Märkte auch den US-Interessen schade: "Ich glaube, die amerikanische Autoindustrie würde sich ziemlich umgucken, wenn die ganzen Zulieferteile, die nicht in den USA gebaut werden, jetzt mit 35 Prozent Zoll belegt werden."
"Ich kann nur raten, aufgrund solcher Positionen jetzt nicht hektisch zu werden, sonden in Ruhe abzuwarten, was da passiert" ergänzte Gabriel. Dem ist wohl vorerst nichts hinzufügen.
Quellen: welt.de, bild.de, ntv.de
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