BMW-Modellreihe: E32 31.01.2018
Der 7er von 1986 - der BMW, der alles änderte
von Johannes Gerl
BMW hatte Mitte der Achtziger wenig zu bieten. Das Design der aktuellen Siebener und Fünfer steckte tief in den Siebzigern fest. Zwar zeigte der E28, BMWs Fünfer bis 1987, eine Fülle von Details, die am Geschmack der Achtziger ausgerichtet waren, zum Beispiel enge Radien, streng vertikale Flächen, jede Menge Schwarz statt Chrom und ein komplett aus Kunststoff gebautes Cockpit. Doch verrieten die Proportionen, das Package und die technische Ausstattung, dass es sich im Grunde lediglich um einen aufgefrischten E12 handelte, seinem Vorgänger, der 1972 erschienen war. Stellen Sie den E28 neben einen Mercedes W124 und Sie wissen sofort, was ich meine.
BMW 750iL (E32)
Die Lage in der Oberklasse schien noch kritischer. Während man sich beim Fünfer wenigstens um zeitgemäße Details gekümmert hatte, wirkten der 7er und 6er damals müde, unsportlich und hinsichtlich ihrer Optik veraltet – und damit ist nichts darüber gesagt, wie diese Autos heute als Klassiker funktionieren. Der 3er allein trug 1985 den Ruhm der Münchner Marke auf seinen Schultern.
Allerdings: BMW hatte seine Waffen bereits durchgeladen. Mit dem erfahrenen Eberhard von Kunheim an der Spitze und Shooting Star Wolfgang Reizle in der Technik begann 1986 eine grandiose Aufholjagd auf Mercedes. 2005 verkaufte BMW erstmals mehr Autos als der Stuttgarter Konkurrent. Der E32 leitete die Phase der Firmengeschichte ein, die BMW am Ende vom ewigen Zweiten zur gleichwertigen Premiummarke machte.
Die Münchner hatten lange um das Design ihres neuen Siebeners gerungen. Ein Entwurf, der den aktuellen Dreier, den E30, in die Oberklasse transponieren sollte, ging als Favorit ins Rennen um die Gunst des Vorstands. Das Design des E30, das im Nachhinein übrigens kaum Verbindungen zu irgendeinem anderen BMW pflegte, traf ein Jahrzehnt lang den Geschmack der Kunden so gut wie Schulterpolster, Lockenmähnen und Schnurrbärte. BMW hätte es sich leicht machen können.
Tatsächlich aber führte Design-Chef Klaus Luthe die Vorstände vorsichtig, aber beharrlich an den Entwurf seiner Mitarbeiter Ercole Spada und Hans Kerschbaum heran und dieser machte schließlich das Rennen.
Der E32 löste Mitte der Achtziger eine Mischung aus Begeisterung und Verehrung aus. Er war gleichzeitig traditionsbewusst und innovativ, kombinierte Stilelemente, die man als typisch BMW kannte mit solchen, die durch ihn typisch BMW wurden.
Durch Computersimulationen der Aufhängungen ließ sich ein bis dato unerreicht sicheres und neutrales Fahrverhalten realisieren bei gleichzeitig einwandfreiem Komfort. Die BMW-6-Zylinder waren in den Vorgängern schon gut und mussten lediglich auf den Stand der Zeit gebracht werden, genauso wie BMWs Interiors.
Und so geschah etwas, das Auto, Motor & Sport dazu nötigte, seine eigene Sekundärliteratur zu verfassen: erst gewann der BMW 1986 den Vergleichstest der Oberklasse gegen Jaguar XJ und Mercedes S-Klasse, auf der nächsten Seite begann ein Artikel über das neu gekürte beste Auto der Welt und seine Vorgänger.
Der E32 als Klassiker mit Sechszylindermotor
BMW 735i (E32) mit Sechszylinder-Reihenmotor
Wenn Sie wie der Autor als Twen den 7er bewundert haben, dürfte es Ihnen wie mir gehen: man sieht sich erstaunt um und sagt: wie bitte, 30 Jahre sind vergangen? Definitiv Zeit, sich einen E32 als Klassiker anzuschaffen. Allererste Anzeichen der Achtziger lassen sich gerade erst von den mutigsten Hipstern mit gutem Geschmack vereinen und das bedeutet, dass die Preise noch niedrig sind und steigen könnten. Technisch spricht sowieso nichts dagegen. 7er sind stabil, gut gegen Rost geschützt und fahren sich abgesehen von der Handlichkeit wie moderne Autos. ABS und Airbag sind beinahe selbstverständlich, Ersatzteile meistens kein Problem. Elektronische Steuergeräte wurden eingebaut, ja, aber in einem absolut übersichtlichen Rahmen und dort, wo man sie als sinnvoll empfindet.
Machen Sie es wie Klaus Luthe: überzeugen Sie Ihren inneren Vorstand von einem E32.
Quelle: Grandreto.com
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