Kategorie: Wirtschaft 06.02.2008
BMW: Strategische Neuausrichtung in entscheidender Phase
+++ Wertsteigerung und Zukunftssicherung stehen im Mittelpunkt +++
Material-Kostensenkungen von vier Mrd. Euro angestrebt +++ Personalaufwand soll
ab 2009 um bis zu 500 Mio. Euro sinken +++
München. Die BMW Group tritt mit der Umsetzung ihrer strategischen
Neuausrichtung in eine entscheidende Phase ein. "Wir machen unsere Hausaufgaben
für eine wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft. Die Umsetzung der neuen Strategie
ist kein Sprint. Wir legen im laufenden Jahr die Grundlage für eine Trendwende
bei der Profitabilität", sagte der Vorsitzende des Vorstands der BMW AG, Norbert
Reithofer, am Mittwoch in London auf einer Veranstaltung mit Analysten. "Mit der
neuen Strategie haben wir unseren eigenen Erfolgsweg für die Zukunft definiert.
Alle Maßnahmen, die wir ergreifen, sind auf Zukunftssicherung und Wertsteigerung
ausgerichtet", betonte er weiter.
Im Zuge der neuen Strategie Number ONE - die die BMW Group Ende September
2007 vorgestellt hat - wurden bereits erste Maßnahmen auf den Weg gebracht, die
schon im laufenden Jahr realisiert werden. Daneben wurden weitere Initiativen
und Projekte aufgesetzt, deren Resultate zukünftig zur Erreichung der
ehrgeizigen Ziele des Unternehmens führen werden. Die BMW Group strebt im
Automobilsegment bis 2012 eine Rendite auf das eingesetzte Kapital (Return on
Capital Employed, ROCE) von mehr als 26% sowie eine Umsatzrendite von 8% bis 10%
an.
Ganal: Einsparpotenzial bei Materialkosten 750 Mio. Euro pro Jahr
Um diese Ziele zu erreichen, steuert die BMW Group bis 2012 Verbesserungen
auf der Kosten- und Leistungsseite im Umfang von sechs Mrd. Euro im Vergleich zu
den ursprünglichen Planungen an. "Wir gehen davon aus, dass der Großteil der
anvisierten Potenziale im Bereich der Material-, Produktions- und
Entwicklungskosten zu realisieren ist", sagte Finanzvorstand Michael Ganal auf
der gleichen Veranstaltung. Die Materialaufwendungen stellen mit rund 25 Mrd.
Euro den mit Abstand größten Kostenblock im Unternehmen dar.
"Konkret erwarten wir, dass zwei Drittel bzw. vier Mrd. Euro des gesamten
Potenzials in Höhe von rund sechs Mrd. Euro in diesem Bereich zu realisieren
sind. Wenn wir eine Reduzierung der Materialkosten um beispielweise 3% pro Jahr
annehmen, bedeutet dies ein jährliches Potenzial von rund 750 Mio. Euro. Bis
2012 ergeben sich daraus dann rund vier Mrd. Euro", führte Ganal weiter aus.
Senkung des Personalaufwands weiterer Baustein der Strategie
Ein weiterer Schritt auf dem Weg zu den angestrebten Renditezielen ist die
Reduzierung des Personalaufwands. Die umfangreichen Effizienzsteigerungen
insbesondere im Produktionsbereich erlauben eine Reduzierung der
Personalkapazitäten in der Größenordnung von mehreren tausend Mitarbeitern. Die
BMW Group nutzt hier vor allem die Flexibilität, die die Beschäftigung von
Zeitarbeitskräften - die nach Ablauf der Verträge bekanntlich bei anderen
Unternehmen arbeiten - bietet.
Beim Stammpersonal sind ebenfalls Maßnahmen vorgesehen, die sozialverträglich
und in einem konstruktiven Dialog mit dem Betriebsrat vereinbart wurden. Dabei
soll Mitarbeitern im Verlauf des Jahres 2008 der Eintritt in die Altersteilzeit
ermöglicht sowie freiwerdende Stellen nicht mehr besetzt werden. Darüber hinaus
erhalten Beschäftigte Angebote für eine freiwillige Auflösung von
Arbeitsverhältnissen. "Wir wollen mit Hilfe dieses Pakets ab 2009
Kostensenkungen von insgesamt bis zu 500 Mio. Euro pro Jahr erreichen", erklärte
Ganal. Um auch in Zukunft den vielfältigen Herausforderungen gerecht zu werden,
stellt die BMW Group weltweit weiterhin hochqualifizierte Fach- und
Führungskräfte ein.
Profitabilität soll durch Kooperationen weiter verbessert werden
Die BMW Group wird auch in Zukunft Kooperationen nutzen, um ihre
Profitabilität zu verbessern. Das Unternehmen führt beispielsweise Gespräche mit
anderen Herstellern über die gemeinsame Nutzung von Komponenten oder Motoren, um
dadurch Skaleneffekte bzw. Kostensenkungen zu erreichen. "Die Gespräche kommen
gut voran, sind aber noch nicht abgeschlossen", sagte Ganal. Bereits heute
profitiert die BMW Group bei der zweiten Generation der Marke MINI in
ökonomischer Hinsicht von der Motorenkooperation mit PSA. "Welche Bedeutung
Kooperationen auf dem Feld der Antriebe haben, zeigt die Tatsache, dass die
Kosten des Motors rund 25% der gesamten Herstellkosten eines Fahrzeugs
betragen", unterstrich Ganal.
Weitere Synergien will die BMW Group auch intern durch die stärkere Nutzung
von Komponenten im Rahmen eines Baukastenprinzips für verschiedene Modelle
heben. Insbesondere beim Baukastenprinzip sieht das Unternehmen noch großes
Potenzial. Auch bei der Entwicklung von Antrieben will die BMW Group effizienter
werden. In den kommenden Jahren soll trotz einer durch die weltweit
unterschiedlichen Emissionsbestimmungen steigenden Anzahl an Varianten der
Entwicklungsaufwand pro Variante reduziert werden.
"Wir konzentrieren uns neben Kostensenkungen auch darauf, die Zukunft des
Unternehmens auf ein solides Fundament zu stellen" betonte Ganal weiter. So wird
die BMW Group auch in den kommenden Jahren in Technologien zur
Emissionsreduzierung sowie neue attraktive Premiumautomobile und -motorräder
investieren. Finanzvorstand Ganal: "Wir wollen nicht wie andere Unternehmen
durch eine vorübergehende drastische Reduzierung der Forschungs- und
Entwicklungskostenquote das Ergebnis positiv beeinflussen. In unserem
Zielkatalog stehen neben nachhaltigen Effizienzverbesserungen auch die
Technologie- und Innovationsführerschaft zur Sicherung der Zukunft des
Unternehmens. Dieser fühlen wir uns als Management verpflichtet".
Die BMW Group strebt dennoch eine Reduzierung der F&E-Quote, d.h. der
Forschungs- und Entwicklungsleistungen in Relation zum Umsatz, an. Diese lag in
den vergangenen fünf Jahren im Durchschnitt bei einem Anteil von 6,1%. In den
nächsten Jahren sollen zwischen 5,0 und 5,5% des Umsatzes für neue Produkte und
Technologien aufgewendet werden.
BMW Group will Wechselkursabhängigkeit reduzieren
Auf negative Währungseffekte entfiel in den vergangenen Jahren ein großer
Teil der Ergebnisbelastungen des Unternehmens. Angesichts der erfolgreichen
Absatzentwicklung in den USA wird die BMW Group das so genannte Natural Hedging
mittelfristig nachhaltig ausbauen und damit die Abhängigkeit von den volatilen
Wechselkursen deutlich reduzieren. "Die Erhöhung des Natural Hedging benötigt
einige Zeit, obwohl wir in der Vergangenheit bereits einige deutliche
Verbesserungen umgesetzt haben. Daher werden wir keine kurzfristige Erreichung
einer Umsatzrendite von 8% bis 10% im Automobilgeschäft auf heutigem
Wechselkursniveau oder gänzlich unabhängig von Wechselkursen in Aussicht
stellen", unterstrich Ganal.
Die BMW Group wird die Produktionskapazität im US-Werk in Spartanburg bis
2012 von rund 150.000 auf 240.000 Einheiten ausweiten. Die Planungen für den
Ausbau laufen bereits. Im MINI Werk Oxford wird die Kapazität auf 260.000
Einheiten im Jahr ohne weitere Struktur-Investitionen erhöht. In China wird die
BMW Group in einem ersten Schritt ihre Kapazitäten von 30.000 auf 44.000
Einheiten im Jahr erhöhen.
Darüber hinaus wird das Unternehmen daran arbeiten, das Einkaufsvolumen im
US-Dollarraum gezielt zu erhöhen. Dabei geht es zum einen um den "Local Content"
der in den USA produzierten Fahrzeuge, der über die letzten Jahre von rund 30%
auf über 60% erhöht wurde. Ein weiterer Punkt ist der Einkauf im NAFTA-Raum für
die Produktion in Europa und anderen Regionen der Welt. Der Anteil des
NAFTA-Raums am globalen Einkaufsvolumen betrug 2006 rund 9%.
BMW Group wird neue Geschäftsfelder erschließen
Die BMW Group wird mit neuen Modellen auch in Zukunft weiter wachsen. Zudem
wir das Unternehmen neue Geschäftsfelder erschließen und sowohl entlang des
Lebenszyklus eines Automobils als auch entlang der Wertschöpfungskette agieren.
So sollen beispielsweise neue Vertriebskanäle im Zubehörgeschäft erschlossen
werden. Im Gebrauchtwagengeschäft setzt das Unternehmen auf Angebote der
gehobenen Zweitvermarktung. Beides ist lukrativ, da lediglich 25% des Umsatzes
im Lebenszyklus eines Fahrzeugs im Neuwagengeschäft entsteht. Darüber hinaus
plant die BMW Group, völlig neue Dienstleistungen für individuelle Mobilität und
Servicemodule anzubieten.
Mit der neuen Strategie hat die BMW Group die Weichen für eine erfolgreiche
Zukunft gestellt. "Wir werden die Erfolgsgeschichte der BMW Group fortschreiben.
Dafür steht unser gesamtes Management", erklärte Reithofer weiter.
Quelle: BMW Presse-Information vom 06.02.2008
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