Kategorie: Formel1 01.01.1970
BMW Sauber F1 Team - Die Umzugsprofis.
Das Equipment des BMW Sauber F1 Teams reist mit zwölf Trucks von Hockenheim nach Budapest. 72 Stunden nach Rennende im Badischen ist 1000 Kilometer weiter östlich wieder alles aufgebaut und eingerichtet. München/Hockenheim, 27. Juli 2006. Zwei Grands Prix innerhalb von acht
Tagen verlangen eine logistische Meisterleistung von den Teams in der Formel 1.
Ob Küche, Büros oder die Werkzeugkisten in der Garage: Alles hat im BMW Sauber
F1 Team bei den Europa-Rennen seinen gewohnten Platz. Zwischen den beiden Rennen
in Hockenheim (30. Juli) und Budapest (6. August) bleiben nur 72 Stunden für den
Umzug von Mensch und Material. Wenn beim Ab- und Aufbau alle Rädchen wie geplant
ineinander greifen, kann das Rennwochenende beginnen - in gewohnter Atmosphäre.
Der Wettlauf gegen die Zeit.
Sonntag in Hockenheim:
Wenn die Witterung es zulässt, werden die Unterstellzelte hinter der Garage
schon Sonntagmorgen abgebrochen. Während des Rennens werden bereits Reifen
vorbereitet, um zu Michelin gebracht zu werden. Nach dem letzten Tankstopp im
Rennen wird das dritte Auto abgetankt.
Nach dem Fallen der Zielflagge wechselt die Mannschaft vom feuerfesten
Overall in leichtere Teamkleidung. Innerhalb der nächsten Stunden wird die Box
nach einem strikten Plan abgebaut. Die Reihenfolge des Abbauens und Verladens:
Stellwände, Tankanlagen, Boxenstopp-Equipment, Pressluftanlage,
Überkopfsystem mit der Luftversorgung, den Datenauslesekabeln, Licht, den
Heizgeräten für die Reifen am Auto, der Stromversorgung für die Lüfter und
Monitore.
Zwischenzeitlich sind die Autos aus dem Parc Fermé entlassen, und der erste
der außerhalb geparkten, so genannten Pit Lane Trucks kommen in die Boxengasse.
Die Garagenausrüstung wird eingeladen. Der erste MAN Lkw mit Anhänger lädt ca.
160 Felgen. Jene der Vorderräder wiegen rund neun Kilogramm, die der Hinterräder
rund 13 kg. Computer, Boxensysteme und die Monitorwände werden eingeladen.
Parallel werden die Rennautos transportfertig gemacht: Motoren ausgebaut,
Transportrahmen eingebaut, die Getriebewechsel für das Rennen in Budapest werden
vorgenommen. Die Feder-Dämpfer-Einheiten werden ausgebaut und zurück in die
Fabrik geschickt, die dünnen Transporträder kommen an die Autos, zum Schluss
werden sie abgeplant.
Die drei Paddock Trucks, so werden die Lkw genannt, die am Rennwochenende
hinter der Garage stehen, schlucken Karosserieteile, Funkausrüstung, Motoren und
Motorersatzteile, Getriebeersatzteile, Werkzeug, Fahrerausrüstung und
Boxenstoppoveralls, das gesamte Ersatzteillager.
Der zweite Pit Lane Truck kommt in die Boxengasse, ein MAN Sattelschlepper.
In ihn werden die Rennautos geladen, drei Ersatzhinterachsen, die
Werkzeugrollwagen der Mechaniker, die Tankanlagen plus Zubehör.
Gegen 22 Uhr ist alles verstaut. Um etwa vier Uhr am Montagmorgen setzt sich
der Convoy von fünf Trucks mit Ziel Budapest in Bewegung.
Währenddessen wird gegenüber noch gearbeitet: Trotz ausgeklügelter Technik
dauert der Abbau des 14 Meter langen, 16,5 Meter breiten und 8 Meter hohen
Hospitality- und Bürobaus länger. Bis zu 80 Personen können hier an Tischen und
16 Metern Barbereich gleichzeitig bewirtet werden, 20 Teammitglieder haben hier
ihren Arbeitsplatz. Es gibt zwei Duschen plus WC in den Fahrerräumen sowie zwei
weitere Toilettenräume. Insgesamt 37 Plasmabildschirme sorgen für Information,
40 Kilometer Kabel für Strom- und Netzwerkversorgung.
Spätestens um 18 Uhr am Sonntagabend wird es ungemütlich im Haus. Die zum
Rennende eingetroffene, zwölfköpfige Abbaumannschaft kümmert sich zuerst um das
gesamte Inventar des ,Atriums', das ist der vorn mit Glas verkleidete Mittelteil
zwischen den drei Aufliegern, die zur Gesamtkonstruktion gehören. Tische und
Stühle werden schützend eingeschlagen und gestapelt, Geschirr und Gläser
bruchsicher verpackt, die Kaffeemaschine, Blumenvasen und anderes mehr. Bis
alles transportfähig ist, vergehen etwa drei bis vier Stunden.
Es ist fast dunkel, die Boxenmannschaften sind mittlerweile im Hotel, das
Rangierchaos im Fahrerlager hat sich schon ein wenig gelichtet, wenn der erste
Support-Trailer für das Motorhome aus seiner Außenposition ins Fahrerlager
rollt. Er nimmt das Inventar des Motorhomes auf sowie jene Teile - Sitzelemente,
Tische, die in den oberen Etagen der Büro-Auflieger demontiert werden müssen,
damit diese auf Fahrhöhe abgesenkt werden können.
Als nächstes wird der sechs Meter hohe und 11,5 Meter breite
Front-Glasbereich demontiert und in einen zweiten Support-Trailer verladen.
Jetzt ist der Weg frei, um die großen Medienwände mit den je sechs
Plasmabildschirmen ins Freie zu schaffen. Jene aus der ersten Etage muss
vorsichtig mit einem Gabelstapler heruntergehoben werden. Die Medienwände füllen
einen dritten Support-Trailer.
In der letzten Abbauphase wird sichtbar, worauf die Konstrukteure der BMW
Sauber F1 Team Hospitality-Einheit stolz sind: Weder ein Kran noch ein
zusätzlicher Lkw werden noch benötigt. Der ganze Bau verstaut sich praktisch in
sich selbst - in die vier Auflieger, die integrativer Bestandteil sind.
Die Spinne, die das Dach trägt, wird eingeklappt. Die beiden seitlich
flankierenden Auflieger werden hydraulisch auf Fahrhöhe abgesenkt. Die Elektrik
der seitlichen Büro-Auflieger wird vom Atrium abgekoppelt. Die Zugmaschinen
werden angehängt, die beiden Motorhomes rausgefahren.
Nun beginnt das hydraulische Einfahren der weißen Goretex-Membrane und des
Galeriebodens aus Nussbaum-Parkett der ersten Etage. Beides faltet sich in den
Mittelauflieger, auf dem der Atrium-Aufbau ruht. Zum Schluss wird der
Küchencontainer vom Mittelbereich gelöst und an seine Zugmaschine angehängt.
Der zweite Convoy des BMW Sauber F1 Teams ist am Montagmorgen um sieben Uhr
abfahrbereit. Er besteht aus sieben Fahrzeugen: den beiden Büro-Aufliegern, dem
Küchenauflieger, dem Mittelauflieger und den drei Support-Trailern.
Ausgeruhte Lkw-Fahrer übernehmen die sieben Truck-Einheiten. Sie nehmen
jeweils einen Mann aus der Abbaumannschaft als schlafenden Passagier an Bord.
Während der Convoy die 1000-Kilometer-Reise antritt, steigen die übrigen fünf
der Abbau-Mannschaft und das Catering-Personal ins Flugzeug nach Budapest.
Montagabend in Budapest:
Zwölf bis 14 Stunden dauert die 1000-Kilometer-Fahrt von Hockenheim nach
Budapest. Fahrer und Beifahrer wechseln sich am Steuer ab. Ankunft am späten
Montagabend. Jene sieben Mann, die sich unterwegs ausgeruht haben, fassen nun
gemeinsam mit den eingeflogenen fünf wieder beim Aufbau an. So ist auch die
Aufbautruppe wieder zwölfköpfig.
36 Stunden bleiben, um als erstes den Küchenauflieger zu platzieren, dann den
Mittelauflieger, die Membrane teilweise auszufahren, die Büro-Auflieger rechts
und links anzudocken, die Membrane vollständig auszufahren und zu fixieren, die
Büroauflieger auszufahren und einzurichten, die Support-Trailer zu entladen, die
Medienwände zu installieren, das Atrium einzurichten und zum Schluss die
Glasfront einzusetzen. Dann kann die Reinigung beginnen. Mittwochmittag
übernimmt die Catering-Mannschaft.
Die Boxenmannschaft hatte ein paar Stunden Vorsprung. Auch für sie tickt die
Uhr. Nach der Ankunft am frühen Montagabend im Fahrerlager des Hungarorings
werden als erstes die Lkw gewaschen. Dienstag wird die Box aufgebaut. Am
Mittwoch muss sie fertig eingerichtet sein, dann kommen die Mechaniker, um die
BMW Sauber F1.06 vorzubereiten. Die Kulisse ist vertraut. Sie finden ihre
Werkzeuge und Ersatzteile am selben Platz wie eben noch in Hockenheim. Es darf
nichts schief gehen, um dieses Déjà vu zu realisieren.
Quelle: BMW Presse-Information vom 27.07.2006
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