Kategorie: 5er BMW-Modellreihe: E60 01.04.2005
BMW 530d Touring Testbericht
Du hast versprochen, dass Du schnell fährst!
Der Blick in die Preisliste zeigt, woher der Begriff "Premiumhersteller"
kommt. Diverses Komfort- und Elektronik-Zubehör macht den 530d zum echten
Traumauto. Auch beim Preis. 60.000 Euro sind kein Problem. Dafür muss der Bayer
ganz schön was bieten - und er tut es.
Sanfte Rakete
"Papa, du hast versprochen, dass du schnell
fährst", tönt es aus dem Kindersitz im Fond. Der Kleine ist viereinhalb und
überzeugter Schnellfahrer. Dafür bieten die 218 PS (16 kW) des 530d beste
Voraussetzungen. Blick in den Innenspiegel, Blick auf den Tacho. Ich bin
irritiert. Schließlich streichelt die Tachonadel sanft die 200 auf dem
Rundinstrument. Viel mehr ist auch nicht drin. Der 530d Touring läuft zwar 240
Sachen, doch die Winterreifen erlauben maximal 210 Stundenkilometer. Das erhöht
die Reichweite und schont die Nerven.
Sauberes Angebot
Die Autobahn ist frei und die Sonne scheint. Eine gute Gelegenheit, den BMW
die bevorstehenden 500 Kilometer in sich aufsaugen zu lassen. Wenn nur die
Winterreifen nicht wären. Immerhin wird das Tankbudget geschont. Bei Tempo 180
sind neun Liter realistisch. Mehr als 12,5 Liter haben wir auch mit viel
Stadtverkehr nicht verfeuert. Vorbildlich ist, dass BMW den 530d serienmäßig mit
einem Rußpartikelfilter ausrüstet. Zudem wird die strenge Euro 4-Schadstoffnorm
erfüllt. Das ist derzeit selbst in der Nobelklasse keine Selbstverständlichkeit.
Die Industrie verweist auf die mangelnde Verfügbarkeit der Partikelfilter. BMW
hat sich offensichtlich frühzeitig ein entsprechendes Kontingent gesichert. Und
die Wirkung der Filtertechnik lässt sich mit bloßem Auge feststellen: Nach
mehreren tausend Kilometern blitzt das Auspuffrohr innen noch fast wie im
Neuzustand. Schauen Sie mal einem ungefilterten Diesel ins Rohr. Dort sieht es
aus wie in einer Raucherlunge. Alles pechschwarz, mit einer dicken Rußschicht
verkleistert.
Macht und Kultur
Zurück zum kleinen Autotester auf dem Rücksitz. Ich kann ihn verstehen. Es
gibt wenig, womit die Augen die Geschwindigkeit abschätzen könnten. Nur selten
wird am frühen Sonntagmorgen ein Auto auf der rechten Spur nach hinten
durchgereicht. Und das Ohr ist auch keine echte Hilfe. Erst wenn die
butterweiche Sechsgangautomatik zum Zwischenspurt zurückschaltet, wird die
Tonlage etwas rauer. 500 Nm Drehmoment, mehr als zwei 105 PS starke Golf TDI
zusammen auf die Kurbelwelle wuchten, schieben den 1,8-Tonner vehement an. Auch
die Beschleunigung von null auf 100 km/h ist mit acht Sekunden nicht von
schlechten Eltern. Mit zunehmendem Tempo wird die Geräuschkulisse immer
dezenter. Das sanfte Brummen unter der Haube wirkt beruhigend und keinesfalls
aggressiv. Business-Class eben.
Auf dem Boden bleiben
Der Bayer meistert auch enge Autobahnkurven souverän. Das aktive,
elektronisch geregelte Fahrwerk Dynamic Drive (2.300 €) sorgt dafür, dass der
Kombi wie das sprichwörtliche Brett liegt. Und das nicht einmal auf Kosten des
Federungskomforts. Der ist straff, aber dem Leistungsvermögen angemessen.
Dennoch ist der Nobelkombi eher "schwerer Wagen" als ein Kurvenkünstler. Eine
echte Wonne - zumindest in der Stadt - ist die von BMW entwickelte Aktivlenkung
(1.200 €). Sie wird bei langsamem Tempo leichtgängig und super-direkt. Für
90-Grad-Biegungen braucht es kaum eine halbe Lenkradumdrehung. Auf der Autobahn
ist das Ansprechverhalten aus der Mitte heraus dagegen nicht so exakt definiert.
Dennoch hätten wir die Technik künftig gerne in jedem Testwagen - auch wenn er
nicht von BMW kommt.
Immer rein damit
Wer einen Kombi kauft, macht dies normalerweise, weil das dicke Heck so
praktisch ist. Manchmal auch, weil der Kombi die schönere Variante ist. Beim 5er
BMW trifft für meinen Geschmack beides zu. Im mit dickem Flor ausgeschlagenen
Laderaum verschwinden 500 Liter Gepäck. Wird die Rückenlehne vorgeklappt, sind
es sogar 1.650. Unter dem Boden versteckt sich ein weiteres abschließbares Fach.
Beim Testwagen öffnet und schließt die Heckklappe elektrisch (690 €). Das sieht
cool aus, dauert aber recht lange. Unbedingt ins Auto gehört dagegen das aktive
Kurvenlicht, das allerdings an Xenon-Technik gekoppelt ist (400 €/960 €).
Speziell auf unübersichtlichen Landstraßen sind Scheinwerfer, die dem
Kurvenverlauf folgen ein deutlicher Sicherheitsgewinn. Ebenfalls empfehlenswert:
das Navigationssystem Business Professionell (3.150 €) mit farbigem
Split-Screen, das beim Testwagen mit einem TV-Tuner (1.000 €) gekoppelt war.
Wenn das noch nicht reicht: Lederausstattung, Komfortsitze mit Memory-Funktion
oder ein Hifi-Soundsystem mit glasklaren Hochtönern und fetten Bässen sind nur
einige der verlockenden Angebote der seitenlangen Liste mit möglichen Extras.
Ohne Probleme schnellt der Preis auf über 60.000 €.
Fazit: Der 530d ist schon eine Sünde wert. Angesichts der
Premium-Preispolitik taugt allerdings auch der niedrige Kraftstoffverbrauch
nicht mehr als Argument für eine sparsame Fortbewegung. Der Kombi bietet dafür
Fahrkultur im wahrsten Sinne des Wortes.
Quelle: planbar.de,
Holger Schilp
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