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4.3 Christian Klien.Der Dritte Mann. Was macht eigentlich ein Test- und Ersatzpilot an einem Rennwochenende, während seine Teamkollegen auf der Strecke um jede Hundertstelsekunde kämpfen? Christian Klien lächelt verschmitzt und stellt die Gegenfrage: „Wie viel Zeit haben wir denn für die Antwort?“ Der Österreicher, der im Februar 26 Jahre alt wird, erzählt: „Manche Leute glauben, dass ein Testfahrer das ganze Wochenende nur in der Sonne sitzt und darauf hofft, dass sich die Einsatzpiloten beim Abendessen den Magen verderben. Die Wahrheit ist: Der Ablauf eines Rennwochenendes ist heute so durchgetaktet, dass er nur von drei vollwertigen Formel-1-Fahrern bewältigt werden kann. Zumindest wenn man die Sache ernst nimmt.“
Im heimischen Vorarlberg arbeitet er jede freie Minute an seiner Fitness. Unter Anleitung seines persönlichen Betreuers wird Abwechslung beim Training groß geschrieben. „Wir gehen Mountainbike und Ski fahren, trainieren am Ergometer oder schärfen das Balancegefühl mit trickreichen Spezialübungen. Als Formel-1-Fahrer brauchst du ja auch dein ganzes Sensorium.“ Die Top-Werte beim Fitnesscheck, den das Betreuerteam mit den Fahrern mehrmals im Jahr durchführt, bestätigen Kliens Kondition. Allzeit bereit. Ein Rennwochenende bedeutet ein intensives Programm an technischen Briefings und Debriefings, Medienterminen und Strategiebesprechungen. Schon donnerstags vor den Rennen beginnen die Meetings mit der Reifenfirma und den Ingenieuren. Die ersten Interviews mit Zeitungen und Fernsehen sind Fixpunkte im Programm, ebenso teaminterne Meetings, um alle Eventualitäten des kommenden Wochenendes abzuklären oder das Abgehen der Rennstrecke, um jede Bodenwelle kennen zu lernen. Klien ist, genau wie die beiden Einsatzpiloten, in alle Abläufe eingebunden. Ab dem ersten Training hört er den Boxenfunk des Teams mit. Selten hat ein Arbeitstag unter zwölf Stunden, oft auch mehr. Und bis zum Beginn des Qualifikationstrainings muss der Ersatzpilot jederzeit bereit sein, für einen Stammfahrer einzuspringen. Helm, Overall und Sitzschale liegen immer bereit. Jugend und Erfahrung im Kombipack. Klien hat nach offizieller Zählweise 47 Grands Prix bestritten (48, wenn man Indianapolis 2005 dazuzählt, als er wie fast das gesamte Feld nach der Formationsrunde wegen Reifenproblemen in die Boxengasse abbiegen musste). Sein F1-Einstieg war kometenhaft schnell passiert. Nachdem er durch die Ausbildung der Formel BMW gegangen war, fuhr er mit 19 Jahren seine Rookie-Saison in der Formel-3-Euroserie und tat rasch das, was er auch in allen anderen Nachwuchsformeln beherrscht hatte: Er gewann ein Rennen nach dem anderen. Beim prestigeträchtigen Marlboro-Masters in Zandvoort zeigte der Newcomer wieder allen den Auspuff und sicherte sich damit seine Eintrittskarte in die Formel 1 – als erster unter den Kollegen Rosberg, Hamilton, Kubica, Piquet oder Glock, gegen die er alle in der Formel Renault und Formel 3 gekämpft hatte. Von 200 Formel-3-PS in die Formel 1 in nur wenigen Wochen, das war eine Riesenaufgabe. Die ersten Gehversuche waren beeindruckend: „Ich hatte meinen ersten Test im Jaguar mit 19. Plötzlich schieben hinten 900 PS an, und das Lenkrad hat so viele Knöpfe, dass du eigentlich 500 Seiten Bedienungsanleitung lesen musst. Aber die Ingenieure waren zufrieden. In Mark Webber hatte ich einen sauschnellen Teamkollegen und jeder Vergleich mit ihm war eine Herausforderung. Ein paar Wochen später war ich, der Formel-3-Grünschnabel aus Vorarlberg, in Melbourne, und die ganze Stadt schien mich zu kennen. Da dämmerte mir langsam, was da auf mich zukommen würde.“ Fehlende Erfahrung war zu Beginn ein Manko. Trotzdem konnte Klien sein Talent aufblitzen lassen, indem er Rennen zu Ende fuhr, kaum etwas kaputt machte und auch Punkte holte. „Das Debütjahr war unglaublich schwierig. Es herrschte der absolute Rundengeiz wegen des Reglements. Oft hatte ich nur 15 oder 20 Runden, um einen Kurs kennen zu lernen und irgendwie ein Set-up hinzubekommen. Dann ging’s ins Qualifying.“ Auch in Bezug auf das Material lernte Klien die Formel 1 auf die harte Tour kennen. Rückblickend sieht er es als lehrreiche Erfahrung: „Mein erstes F1-Auto fuhr sich im Vergleich zum BMW Sauber F1.08 ungefähr wie ein Autobus. Dazwischen liegen Welten. Aber genau diese Erfahrung macht einen guten Piloten aus. Wenn man nie die dunklen Seiten des Jobs durchgemacht hat, dann tut man sich manchmal schwerer, den Weg zum Licht selbst zu finden.“ Klien V 2.0. Im Augenblick erlebt die Formel 1 jenen Christian Klien, den er selbst scherzhaft als „Version 2.0“ bezeichnet. Nach zwei weiteren Jahren in den Diensten von Red Bull hatte Version 1, der talentierte Newcomer, ausgedient. Turbulente Jahre in einem sehr wechselhaften Umfeld hatten ihn schnell reifen lassen. Mit 23 noch deutlich zu jung für die Pension, verdiente er sich seine ersten Testfahrer-Lorbeeren im Werksteam von Honda, eher er Anfang 2008 zum BMW Sauber F1 Team kam. „Die Zeiten für Testfahrer sind heute nicht so rosig“, gesteht er unverblümt. Die Anzahl der Testtage ist streng limitiert. „Noch vor ein paar Jahren gab es Testfahrer, die dreißigtausend Kilometer und mehr abspulen durften. Heute müssen wir uns jede Runde gut einteilen. Umso wichtiger ist es daher, dass ein Mann mit Erfahrung im Auto sitzt. Denn jeder vergeudete Kilometer tut beim Testen heute richtig weh.“ Seine Dosis Rennfeeling holt sich Christian Klien an freien Wochenenden als Langstreckenpilot. So debütierte er 2008 bei den legendären 24 Stunden von Le Mans gleich mit einem Podestplatz. Er hatte zwischenzeitlich sogar geführt. Eine willkommene Abwechslung, um im Training zu bleiben: „Die Langstreckenrennen sind das Zweitbeste nach der Formel 1. Alleine in meinem Team wurden in Le Mans acht aktive oder ehemalige F1-Fahrer eingesetzt. Es ist eine unglaublich gute Erfahrung, um die Reflexe auf höchstem Niveau zu halten. Bei einem 24-Stunden-Rennen kommen pro Auto 6.000 Kilometer zusammen – mehr als in der Formel 1 in einem ganzen Jahr. Ich bin dem BMW Sauber F1 Team sehr dankbar für die Möglichkeit, anderswo wichtige Rennkilometer zu sammeln. Es ist gut, dass Mario Theissen nichts dagegen hat, wenn sein Ersatzmann zwischendurch mal 600 bis 700 Überholmanöver pro Rennen bei bis zu 350 km/h erledigt.“ Das Hauptaugenmerk ist und bleibt aber die F1. „Ich bin in einem Topteam und habe eine sehr wichtige Rolle, mit der ich im Moment absolut glücklich bin. Aber der Beruf des Rennfahrers hat mit ‚Rennen fahren‘ zu tun. Ich werde weiter mit hundert Prozent Einsatz um meine Formel-1-Chance kämpfen.“
Interview.
Als Kind war ich sportlich sehr vielseitig. Egal ob Fußball oder Ski fahren, ich
habe so ziemlich jeden Sport betrieben, den man in Vorarlberg machen kann.
Der Funke ist übergesprungen, als ich etwa acht Jahre alt war. 1991 habe ich in
Hockenheim mein großes Vorbild Ayrton Senna getroffen. Mein Vater und ich
haben uns durch ein Loch im Zaun ins Fahrerlager geschlichen. Kaum drinnen,
lief ich Senna direkt in die Arme. Ich trug ein T-Shirt von Harley Davidson und
eine Salzburgring-Kappe. Ayrton kam spontan auf mich zu und forderte meinen
Wir waren am Anfang völlig unbedarft, also keine richtige Motorsportfamilie. Es war auch alles eher als Zeitvertreib gedacht. Die ganze Familie war im Wohnwagen immer dabei. Wir sind quer durch Mitteleuropa gefahren. Meine Mutter hat gekocht, meine Schwester mit anderen Mädchen gespielt, mein Vater war anfangs Mechaniker und Rennstallbesitzer in einer Person. Überall anders sind die Profis mit ihren Motorhomes und ihrem sauteuren Equipment aufgekreuzt. Am anderen Ende stand meine kleine Bastlertruppe. Es war alles eher ein Spiel für mich. Aber als ich den anderen die Pokale weggeschnappt habe, wurden manche ziemlich ernst. Von da an wusste ich: Jetzt habe ich etwas gefunden, was ich anscheinend wirklich kann und was mir unendlich viel Spaß macht. Robert Kubica und seine Familie standen übrigens auch immer bei den belächelten Bastlern wie wir.
Jeder Fahrer braucht zum einen Talent und zum anderen die richtige Förderung zum richtigen Zeitpunkt. Wenn kein Talent da ist, dann ist jede Förderung sinnlos. Aber viele starke Konkurrenten von früher sind nie auch nur in die Nähe der Formel 1 gekommen, weil sie falsch oder gar nicht unterstützt wurden. Ich war einige Jahre Teil des Nachwuchsprogramms von Red Bull, wo unglaublicher Leistungsdruck herrschte. Am Ende war ich der erste Fahrer, der durch dieses Programm in die Formel 1 befördert wurde. Dafür werde ich Red Bull immer dankbar sein. Auch wenn sich unsere Wege später getrennt haben, habe ich zu den zentralen Personen bei Red Bull nach wie vor ein ausgezeichnetes Verhältnis. Jetzt ist meine neue Familie das BMW Sauber F1 Team. Ich fühle mich hier voll integriert und kann meine Erfahrung einbringen.
Robert kenne ich, wie gesagt, schon seit unseren gemeinsamen Kart-Tagen.´Wir sind viel gegeneinander gefahren. Auch später in der Formel Renault und Formel 3. Er war immer sehr schnell. Wir haben füreinander viel Respekt. Anders als unser Poker-König bin ich in der Freizeit doch eher für richtigen Sport, wie zum Beispiel Ski fahren am Arlberg. Nick ist schon viel länger dabei. Er war schon Formel-1-Testfahrer, als Robert und ich noch im Kart saßen. Aber wir arbeiten auch sehr professionell zusammen, und er hat wirklich eine Menge Erfahrung.
Ich versuche immer, beide Beine am Boden zu behalten. Uns Vorarlbergern sagt man nach, sehr bodenständig und fleißig zu sein. Daher hatte ich nie ein Problem mit dem so genannten Ruhm. Als ich in die Formel 1 kam, war es zunächst ein kleiner Schock, dass wildfremde Menschen mich plötzlich erkannten und ansprachen. Ich hatte wegen der Formel 1 erst wenige Wochen zuvor meine Arbeitsstelle als Blechschlosser aufgegeben. Das kam alles ziemlich abrupt. Im Wesentlichen verändert sich der Lebensstil: Statt mit dem Mofa zur Arbeit zu fahren, sitze ich seitdem halt hunderte Stunden in Flugzeugen, um woanders zu arbeiten. Das Wichtigste ist nur, dass du als Mensch derselbe bleibst. Ich hoffe, das ist mir gelungen.
Im Cockpit eigentlich nicht. Sonst könnte ich diesen Job nicht machen. Ich habe nur manchmal ein ungutes Gefühl, wenn ich etwas nicht selbst kontrollieren kann. Als Kind schon hatte ich Riesenangst vor Achterbahnen. Da kriegt man mich auch heute noch nicht rein. Als hilfloser Passagier in so einem Ding – nein danke!
Das geht in dieselbe Richtung. Ich habe mich mal als Passagier in einen Kunstflieger schnallen lassen. Hannes Arch hat mich damals in Budapest dazu überredet, mit seinem Doppelsitzer mit zu fliegen. Das war hart an der Grenze. An G-Kräfte sind wir ja an sich gewöhnt. Aber mit dem Kopf nach unten ein paar Meter über der Donau einen Außen-Looping zu fliegen, das ist schon eine andere Kategorie. Das Wichtigste war, dass das Frühstück drin geblieben ist. Das war nicht immer bei allen Formel-1-Piloten der Fall.
Lebenslauf.
Karriere-Highlights.
Quelle: BMW Presse-Information vom 20.01.2009 |
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