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Alt 05.03.2008, 18:05   #3
BayernRider
im Gedenken an Carsten †
 
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Da mein silbergrau-helles Leder weder silbergrau noch hell war, ergänze ich diesen Thread einfach mal mit meinen Erfahrungen.

Ursprünglich sahen die Sitze mal so aus:



Unterstützung für die Bewältigung dieser Herausforderung erhielt ich von Forumsmitglied DVD-Rookie. Harry schickte mir nicht nur die benötigten Mittel, sondern stand mir auch stets mit wichtigen Ratschlägen zur Seite

Zunächst einmal musste ich Harry eine Lederprobe schicken, damit er die passende Farbe zum Nachtönen anmischen konnte. Anschließend erhielt ich von ihm neben der Lederfarbe (Reparator) noch einen Intensiv-Reiniger, einen sog. Füller, Reinigungsbenzin und Ledercreme sowie Schwämme und Schleifschwamm. Meinerseits habe ich noch einen Fön, einen Staubsauger, Abklebeband, Latex-Handschuhe, Zahnbürsten und ein paar alte Unterhemden sowie diverse Gefäße beigesteuert.



Die Zahnbürste wird für die Leder-Reinigung benötigt und sollte unbedingt neu und weich sein. Die Latex-Handschuhe habe ich mir besorgt, nachdem ich gemerkt habe, dass der Reparator auch die Hände sehr wirkungsvoll einfärbt Bei den Handschuhen sollte man puderfreie nehmen, da das Puder nicht nur an den Händen haftet, sondern sich auch leicht mit den Färbemitteln vermischt bzw. am Leder kleben bleibt. Die Unterhemden dienen natürlich als Lappen und müssen unbedingt weiß und sauber sein.


Phase 1: Reinigen

Zuerst müssen die Sitze mit dem Staubsauger von Krümeln und losem Schmutz befreit werden. Hierbei die Kanten auseinander ziehen, um auch die Zwischenräume zu säubern. Wer ein Pressluft-Gerät hat, sollte damit abschließend noch mal alles sauber blasen.

Nun kommt der Intensiv-Reiniger zum Einsatz. Hierzu nimmt man sich zunächst ein sauberes Gefäß, über das man einen der mitgelieferten Schwämme hält. Dann spritzt man einen Schuss Reiniger über den Schwamm und gießt dann noch etwas Wasser darüber. Mischungsverhältnis: ca. 1 Anteil Reiniger, 3 Anteile Wasser; bei besonders starken Verschmutzungen kann der Wasseranteil vermindert werden. Nun wird der Schwamm so lange in die Lösung gedrückt, bis Schaum entsteht – je mehr Schaum, desto besser. Dann wird der Schaum mit dem Schwamm auf das Leder aufgetragen und eingearbeitet. Mit einem sauberen Lappen wird dann der Schaum samt Schmutz aufgenommen. Bei hartnäckigen Verschmutzungen kann eine Zahnbürste zu Hilfe genommen werden. Da meine Sitze äußerst befallen waren, sahen sie nach der Reinigung an manchen Stellen schlimmer aus, als vorher.



Im ersten Moment war ich ein wenig schockiert, weil die Sitzfläche plötzlich stellenweise grün wurde. Harry hat mich dann aber wieder beruhigt und mir gesagt, dass dies normal sei.


Phase 2: Entfetten

Als nächstes muss das Leder gründlich entfettet werden. Hierzu gibt man etwas von dem Reinigungsbenzin auf einen sauberen Lappen und reibt den Sitz gründlich ab. Wurde das Leder in der Vergangenheit eingefettet, ist die Entfettung besonders intensiv vorzunehmen. Wenn nicht richtig entfettet wird, haftet der Reparator später nicht richtig und kann sich z.B. durch Reinigungsmittel lösen.


Phase 3: Füllen

Als nächstes wird das Leder auf Risse und Schadstellen untersucht. Beim Beifahrersitz hielten sich diese zum Glück in Grenzen; der Fahrersitz sah da schon wesentlich schlimmer aus.



An den Stellen, wo das Leder beschädigt ist, kommt dann der Füller zum Einsatz. Der Füller ist eine farblose, leicht klebrige Masse. Zunächst wird die Flasche gut durchgeschüttelt. Dann träufelt man ein wenig Flüssigkeit auf einen neuen Schwamm und tupft damit über die rissigen Stellen. Für den Fahrersitz bedeutete das, diesen fast komplett zu tupfen; bei den anderen Sitzen musste ich mit Feingefühl an die Sache herangehen. Dort, wo nur einzelne Risse waren, bestreifte ich den Rand des Schwamms und tupfte dann nur mit der Schwammkante auf den Riss. Nach dem Auftragen muss die Flüssigkeit umgehend trocken gefönt werden. Laut Anleitung sollen wenigstens 3 Schichten Füller aufgetragen werden. Unter 5 bin ich nie geblieben – oft waren es 10 oder mehr. Das hängt halt immer davon ab, wie tief die Beschädigung ins Leder geht. Wichtig ist, dass jede Schicht umgehend trocken gefönt wird. Hat man den Eindruck, dass die Risse ausreichend gefüllt sind, lässt man den Füller mindestens 30 Minuten trocknen.



Anschließend werden die gefüllten Stellen mit dem Schleifschwamm glatt geschliffen. Dies sollte mit äußerster Vorsicht und Fingerspitzengefühl geschehen. Dann wird die Oberfläche gründlich entstaubt und nochmals mit Reinigungsbenzin entfettet. Nun streicht man vorsichtig mit der Hand über die gefüllten Stellen und prüft, ob die Oberfläche glatt ist. Ggf. müssen weitere Schichten gefüllt werden – solange, bis die Oberfläche ausreichend glatt ist. Dann wieder entstauben und entfetten.



Beim Fahrersitz waren sehr viele Risse im Bereich der Nähte. Damit der Füller nicht in die Nähte läuft, habe ich diese abgeklebt.


Phase 4: Einfärben

Vor dem Einfärben sollte man alle Bereiche abdecken bzw. Abkleben, die nicht eingefärbt werden sollen. Hat man zuvor Klebeband auf die Nähte geklebt, sollte dieses nun entfernt werden, da sich sonst an den Kanten Ränder bilden können. Von den Vordersitzen sollten die Rückenlehnen entfernt werden; Interner Link) hier kann man sehr schön sehen, wie man den Sitz zerlegt. Muss die Rückbank eingefärbt werden, sollte man diese komplett ausbauen, um alle Stellen zu erreichen. Hierzu einfach mal Interner Link) diesen Thread lesen.

Sofern noch nicht geschehen, die komplette Sitzfläche gründlich entfetten (siehe auch Phase 3). Nach Trocknung die spröden und unebenen Stellen leicht mit einem Schleifschwamm anschleifen, Kanten und raue Stellen damit glätten. Harry hat mir in diesem Zusammenhang den Tipp gegeben, die Stellen, die durch das Reinigen dunkel geworden sind, leicht anzuschleifen.

Nun kommt der nach Farbmuster angerührte Reparator zum Einsatz. Die Flasche muss gut durchgeschüttelt werden – mindestens eine Minute lang. Hat man ausreichend Schwämme geordert, nimmt man einen neuen Schwamm. Ansonsten wäscht man den vom Füller gründlich aus und beträufelt diesen mit der Lederfarbe. Dann die Farbe mit dem Schwamm vorsichtig auf das Leder tupfen – nicht reiben oder fest drücken. Anschließend trocken fönen – je länger man mit dem Fönen wartet, desto mehr Farbe zieht in das Leder ein, statt es zu bedecken. Dies gilt insbesondere für die erste Schicht. An beschädigten Stellen ist ein wesentlich dickerer Auftrag notwendig. Hier ist es besonders wichtig, sofort trocken zu fönen, damit die Schicht besonders gut deckt. Bei Beschädigungen sind grundsätzlich mehr Aufträge nötig, als an unbeschädigten Stellen.

Es sollte immer ein abgrenzendes Teil behandelt werden, z.B. von Naht zu Naht (siehe nächstes Bild). An den Übergangen zum angrenzenden Teilstück kann ruhig ein wenig über die „Grenze“ hinweg getupft werden. Dadurch vermeidet man unnötige Berührungen des bereits fertigen Teils beim Einfärben des nächsten Abschnitts.



Das Bild verdeutlicht 3 Dinge:
1. Die Schrittweise Einfärbung der Teilbereiche (1) bis (4)
2. Unzureichende Füllungen im Bereich (4) – hier muss nachgebessert werden.
3. Schlechte Lichtverhältnisse – Tageslicht ist eindeutig die bessere Wahl für diese Arbeit

Für das Einfärben muss man einfach das nötige Gefühl entwickeln – das hat man spätestens beim fünften Auto Am einfachsten finde ich es, wenn man mit der Sitzfläche anfängt und dann erst die Rückenlehne in Angriff nimmt, da die Lehne etwas schwieriger zu handhaben ist. Wenn man beim Einfärben feststellt, dass die Füllungen der Risse nicht ausreichend waren, kann man dies nachbessern. Hierzu erst die Farbe gut trockenen lassen und dann die entsprechenden Stellen mit dem Füller behandeln und wieder glatt schleifen – vor dem Schleifen mindestens 30 Minuten trocknen lassen. Insbesondere bei hellem Leder ist gutes Licht das A und O. Tageslicht sollte erste Wahl sein. Sonniges Wetter ist optimal - allerdings keinesfalls unter direkter Sonnenbestrahlung arbeiten, weil man dann die Farbunterschiede schlecht sieht. Außerdem unbedingt darauf achten, dass die Umgebung möglichst staubfrei ist. Bereits kleinste Staubpartikel, die sich mit der Lederfarbe verbinden verursachen sehr unschöne Pickel.

Die Farbe wirkt direkt nach dem Auftragen etwas heller. Erst nach dem Trocknen wird der endgültige Farbton sichtbar. Vor Benutzung des Sitzes benötigt die Farbe zwei Stunden zum trocknen und aushärten.


Phase 5: Einfetten

Zum Schluss wird das Leder mit der Ledercreme eingefettet. Bevor man damit anfängt, sollte die Farbe mehrere Stunden getrocknet sein – am besten eine Nacht lang. Da Nachbesserungen nach dem Einfetten nur nach ausgiebiger Entfettung möglich sind, sollte man das Ergebnis der Einfärbung zuvor gründlich prüfen. Das geht am besten bei Tageslicht – vorzugsweise bei gutem Wetter. Erst, wenn man ganz sicher ist, dass alles OK ist, trägt man die Pflegecreme ganz dünn auf. Hierzu nimmt man am besten ein altes Unterhemd. Nach einigen Stunden oder am nächsten Tag nochmals mit einem trockenen Lappen abwischen, um zuviel aufgetragenes Fett zu entfernen, da dieses ansonsten wieder ausgeschwitzt wird.


Das Ergebnis tagelanger Arbeit sieht dann so aus:


Geändert von BayernRider (14.11.2008 um 23:10 Uhr).
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