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Alt 26.12.2002, 12:59   #24
B12
Erfahrenes Mitglied
 
Registriert seit: 20.08.2002
Ort: Bielefeld
Fahrzeug: B12 (E38)
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Ich wollte niemanden verärgern und mein Beitrag war durchaus sachlich gemeint.

Der E38 geht nur in den Drift, wenn der Fahrer es will. Die Übersteuerneigung ist
eher sanft mit einem sehr weiten Grenzbereich. Auch auf der Nordschleife.

Der E65 ist auf DSC angewiesen, weil es Bestandteil der Auslegung des Fahrwerkes ist.
Insoweit ist der Vergleich mit der A-Klasse nicht ganz unzutreffend, nur daß DC das erst
als "Reparatur" im Nachhinein dazugebaut hat, beim E65 ist es halt gleich dabei.

Der Effekt des aüsserst giftigen Grenzbereiches bei ausgeschaltetem DSC ist aus den
möglichen Slalom-Geschwindigkeiten nicht so ohne weiteres ablesbar. Natürlich wird
das Auto nicht wesentlich schneller - es bricht aber nicht mehr unvermittelt aus!

Der Zusammenhang mit dem Unfall ist auch nicht aus den Fingern gesogen.
Wenn bei hoher Geschwindigkeit ein Ausweichmanöver nötig wird, kann auch DSC
eine heikle Fahrwerksabstimmung nicht mehr retten.
Wenn nicht oder wenig gebremst wird, dreht das Heck raus und das Fahrzeug kommt
in eine Stellung quer zur Fahrtrichtung was zum Überschlag führt.
Wird so stark gebremst daß dieser Effekt aufgehoben wird, verliert das zu bremsende
Rad die Haftung weil es Kräfte in der erforderlichen Größe nicht übertragen kann.
Effekt wie vor, nur noch etwas unvermittelter.

Das DSC ist nur fähig, den Grenzbereich zu entschärfen. So 10 - 20 km/h "Übertempo" werden
damit abgebaut. Höheren Geschwindigkeiten ist DSC hilflos ausgeliefert, denn es kann ja nur
ein Rad gebremst werden. Verliert dieses die Haftung ist alles vorbei.
Die Drehung kommt so plötzlich, das nicht einmal ein Rally-Fahrer das noch einfangen kann.

Ein konventionell und neutral ausgelegtes Fahrwerk schiebt in dieser Situation über alle 4 Räder
nach aussen und bremst sich dabei ab, wird aber nicht unkontrollierbar weil alle Räder weiterhin drehen.
Im schlimmsten Fall wird es in einen leichten Drift geraten, den der Fahrer natürlich parieren muss.
Aber es kommt nicht zu einem Überschlag.

Ich habe absolut nichts gegen die elektronischen Helferlein, aber erst mal muss das
Fahrwerk selbst neutral und stabil ausgeführt sein, dann kann die Elektronik dazukommen
und das Grenzverhalten verbessern.
Wenn man das Fahrwerk aber übersteuernd auslegt, dazu noch mit einem sehr engen
Grenzbereich und das mit Elektronik wieder einfangen will, wird das in kritischen Situationen
nicht gutgehen.
Solche Kinkerlitzchen hatte BMW in der Vergangenheit nicht nötig, deshalb finde ich es
sehr bedauerlich, das solche Konstruktionen - die ich weiterhin als Schrott bezeichne - auf
den Markt bringt. Das richtet sich nicht gegen E65-Fahrer oder den E65 überhaupt, sondern
gegen jede Konstruktion die so ausgelegt ist.

Das dabei auch noch die Gummilager aus Ihren Halterungen fallen ist einfach nur peinlich.
Dies ist aber ein Fehler, der nicht bewusst gemacht wurde und durch andere Halterungen
heilbar ist. Die Fahrwerksauslegung ist aber vorsätzlich entgegen jeder Ingenieurskunst
(zugunsten der Marketingstrategen - für ein "handliches" Auto) so gebaut worden.

Der springende Punkt bei der Sache ist nicht, ob irgendein Rennfahrer dann auf der
Nordschleife noch eine Sekunde schneller ist, sondern ob das Fahrzeug in einer kritischen
Situation für einen Normalfahrer - der möglicherweise nicht mal vorbereitet ist - beherrschbar
und somit unfallfrei bleibt.
Genau das trifft meiner Meinung nach für den E65 (und viele andere Fahrzeuge) nicht zu.

Gruss
Daniel
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