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Alt 21.09.2002, 09:44   #10
Franz3250
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Hallo Thomas,

Zitat:
Erschreckende Bilder von den schrecklichsten Ereignisse der letzten Jahre!
Stimme Dir voll und ganz zu.


Zitat:
Nur gut , dass es die USA gibt, die aufpasst was in der Welt passiert!
Hier stimme ich Dir nicht mehr zu. Wieso können sich die USA das Recht herausnehmen, zu entscheiden, was oder wer gut oder böse ist.? Es gibt internationale Spielregeln, deren Einhaltung auch den USA guttäte. Über Sadam Hussein mag man urteilen, wie man will, aber, nur weil jemandem dessen Nase nicht gefällt, gleich die Kriegselefanten aus dem Stall zu holen und aufzuzäumen, ist der falsche Weg. Sieh' die Sache doch mal aus der Sicht der Araber, speziell der Irakis: Da geht einer her und sagt "In Eurem Land ist dies, das und jenes verkehrt. Wir kommen jetzt und stellen das richtig." Wenn Dein Nachbar in seinem Garten eine Satellitenschüssel montiert, kannst Du auch nicht einfach beigehen und das Ding beseitigen - und wenn es Dich zehnmal stört. Ebenso kann Deutschland auch nicht einfach in Polen einmarschieren, nur weil dorthin in Deutschland geklaute Autos verschoben werden. Wenn jeder zur Lösung seiner Probleme sofort zur Flinte greifen würde, dann sähe es wahrlich finster auf der Welt aus. Aussagen amerikanischer Politiker in dem Stile "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns" (am. Vizepräsident) oder "Wir treffen immer die richtigen Entscheidungen" (am. Verteidigungsminister) lassen auch nicht gerade politischen Weitblick und politisches Feingefühl, dafür aber eine gehörige Portion Überheblichkeit erkennen. Im Iran gibt es seit einigen Jahren eine Regierung, die sich mit Reformen und Reförmchen ernsthaft bemüht, sich gegen innenpolitische Gegner und Fanaten durchzusetzen, an Boden zu gewinnen und das Land aus der internationalen Isolierung zu führen. Dann kommt ein texanischer Cowboy, erfindet die famose Achse des Bösen und wirft diese Leute in ihren Bemühungen um Jahre zurück. Ich verstehe schon, dass sich die Amerikaner nicht im eigenen Wohnzimmer das Porzellan zerschlagen lassen und für den Einmarsch in Afghanistan gab es handfeste Gründe. Aber die Änderung der amerikanischen Militärdoktrin in dem Sinne, dass künftig auch bei blossem Verdacht, d.h. ohne Beweise, auf terroristische Aktivitäten in jedem beliebigen Staat der Welt einmarschiert werden kann und soll, ist selbstherrlich, wenn nicht geradezu mittelalterlich. Das dabei nicht einmal der präventive Einsatz von Atomwaffen ausgeschlossen wird, setzt der Geschichte noch die Krone auf. Auf diese Art und Weise wird z.B. ein amerikanischer Einmarsch in einem europäischen Land unter gewissen Voraussetzungen (z.B. eine rechtsgerichtete Regierung liefert einen Staatsbürger, der in dem Verdacht steht, in den USA an terroristischen Aktivitäten beteiligt zu sein, nicht aus) theoretisch ohne weiteres denkbar. Dann haben wir auf einmal auch einen Irak vor der Haustür. Und das schaut dann immer ganz anders aus. 1991 war Hussein für die Amerikaner genau so bedrohlich mit den gleichen Gelüsten auf gefährliche Waffen wie heute. Trotzdem wurde der amerikanische Vormarsch 60 km vor Bagdad gestoppt, weil man der Meinung war, er könne noch nützlich sein.
Ob man es nun gut oder nicht gut findet, dass sich Deutschland aus der ganzen Sache von vorherein und kategorisch heraushält, ist wieder ein anderes Kapitel. Ich persönlich finde Schröders demonstratives "Nein" etwas ungeschickt, weil es extrem polarisiert, kann ihm aber unter den oben geschilderten Voraussetzungen nicht ganz unrecht geben. Aber, wie gesagt, das ist eine Diskussion für sich.

Gruss
Franz


[Bearbeitet am 21.9.2002 von Franz3250]
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Allradantrieb bedeutet, dass man erst dort steckenbleibt, wo der Abschleppwagen nicht hinkommt.
(Murphy)
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