Hallo,
ich hatte gut sieben Jahre lang (2001-2008) einen Smart (City Coupé, heißt heute for two) mit recht guter Ausstattung und habe mich dabei recht intensiv mit dem Fahrzeug befasst. Meine Eindrücke aus dieser Zeit, kurz zusammengefasst:
1. Faszinierendes Konzept, bei der Parkplatzsuche trauere ich ihm nach.
2. Besch***enste Qualität, die mir jemals bei Fahrzeugen untergekommen ist. In den sieben Jahren stand das Fahrzeug zusammengezählt über ein halbes Jahr in der Werkstatt.
3. Länger als eine Stunde hielt ich es darin nur mit Ohrenschützern aus. Nach zwei Stunden musst man aber ohnehin wieder an eine Pause denken, denn der kleine Tank und der erstaunlich große Durst zwingt alle 250~300km zur Tanke. Kosten über alles habe ich mir mal mit 29,7 ct/km ausgerechnet -zu damaligen Preisen...
4. Die Serienbereifung (135er Kreissägeblätter vorn) ist geradezu gefährlich, man kommt nicht einmal mit 30 Sachen um eine Ecke, von Gefahrenbremsungen ganz zu schweigen, und die Seitenwindempfindlichkeit ist enorm. Mit Breitreifen (bei mir: 195er rundum) hat es jedoch sehr viel Spaß gemacht, BMWs an Autobahnkreuzen zu jagen, Fahrgefühl wie in einem GoKart. Auch ähnlich "komfortabel" -oder besser: gnadenlos ehrlich: wenn man über eine Münze rollt, kann man sagen, ob Kopf oder Zahl...
5. Mit dem Turbolader konnte man den Wegstreckenzähler eichen: nach 66-70 tkm war der hin (bei mir waren es 68tkm). Eingestandener Konstruktionsfehler, wurde durchweg auf Kulanz gewechselt, wie man in den Foren hörte, so auch bei mir. Danach sollte nichts mehr sein mit den Dingern, mit 105tkm sollte der Lader (bzw. der Krümmer) bereits längst gewechselt sein, und alles wäre gut.
6. Die Bremsen waren bei mir ein Dauerthema: alle 10-15 tkm mussten die Scheiben (natürlich samt Belägen) gewechselt werden. Durch Verzug der Bremsen konnte es (zum Glück selten, dann aber überraschend) zu einer Irritation des ABS kommen, der die Bremskraft nahezu komplett wegregelte. Trotz mehrwöchiger Untersuchung des Stuttgarter Bauteilverantwortlichen hat Daimler das nicht in den Griff bekommen. Als ich die Dauerempfehlung, die Scheiben erneut zu wechseln, ignorierte, hatte ich auch bald einen Unfall mit einem Radfahrer (zum Glück ohne ernsthafte Verletzungen), weil mal wieder urplötzlich die Bremskraft fehlte.
7. Die Qualität der Werkstätten ist extrem unterschiedlich. Von hervorragendem Service bis hin zu mutmaßlicher* vorsätzlicher Beschädigung zum Zwecke der Auslastungsförderung der Werkstatt, falscher Verweigerung der TÜV-Plakette unter dem Vorwand sachlich falscher Behauptungen, zusätzlicher Schäden nach dem Werkstattbesuch und ähnlichem mehr habe ich alles erlebt. Die Konkurrenz freier Werkstätten hält sich Daimler offenbar recht erfolgreich vom Hals, denn kaum eine war deutlich länger als ein Jahr am Markt. Dementsprechend teuer sind die Werkstätten: die Preise stehen denen von BMW-Niederlassungen für 7er nicht nach. Für Mechanikerarbeit werden Ingenieurssätze verlangt.
*) mutmaßlich schreibe ich nur, falls ein Daimler-Anwalt hier mitliest, da ich es nur schwer gerichtsfest belegen kann. Ich weiß zwar, was ich gesehen habe, aber das reicht als Beweis nicht aus.
8. Das Stammhaus pflegt meines Erachtens keinen seriösen Umgang mit seinen Fehlern. So wurden offenbar* falsche Gutachten gekauft, mutmaßlich* zu Versicherungsbetrug angestiftet usw., nur um zu eigenen Fehlern nicht stehen zu müssen
(auch wieder nur mutmaßlich, da ich entsprechende Telefonate nicht aufzeichnen konnte)
Insgesamt, aber v.a. der letzte Punkt hat dazu geführt, dass Daimler einschließlich aller seiner Tochtergesellschaften mir zeitlebens nie wieder auch nur eine einzige Schraube verkaufen werde. Ein Smart kommt für mich also unter keinen Umständen jemals wieder infrage -lieber gehe ich zu Fuß. Ernsthaft!
Gruß
Boris