Man kann so ziemlich jeden Nagel-Schaden am Reifen reparieren lassen.
Gute Reifenhändler (mit entsprechendem Fachwissen und Schulungen) nehmen den Nagel, der erst seit kurzem drin sein darf raus (rostige Nägel = böse), bohren die Stelle auf und vulkanisieren einen Stopfen rein.
Wer weis wie ein Reifen aufgebaut wird (oder wer an der Reifenflanke die Angaben lesen kann) weis nun, dass der Stopfen zwar das Gummie ersetzt und damit den Reifen luftdicht macht, jedoch die in der Lauffläche (quer und längs) verlaufende Gewebeschichten (Kevlar, Textil, etc.) nicht reparieren konnte.
Diese Gewebeschichten sorgen für die Form des Reifens, sorgen dadurch und durch ihre gezielte Verformung beim Kontakt mit der Straße für die Geschwindigkeitsbeständigkeit und ermöglichen mit dem richtigen Gummi-Gemisch und Profil den Grip des Reifens.
Da die Reifenfläche beim Fahren stetig "durchgewalkt" wird wird sich der Reifen während der Fahrt an der reparierten Stelle nicht mehr so (gleichmäßig) verformen wie vom Reifenhersteller berechnet.
Das Gummi an der nachträglich vulkanisierten Stelle wird reißen, ODER halten und das Original-Gummi um die vulkanisierte Fläche herum wird reißen.
Ein sich bildender Riss ist von außen im Vorfeld nicht erkennbar.
Wenn der Riss von innen bis außen reicht wird die Luft schlagartig entweichen.
Dies wird mit Sicherheit passieren, es ist nur die Frage, wann das passieren wird.
Passiert das noch in der "normalen" Lebensspanne des Reifens ist das, wenn dabei gerade eine hohe Geschwindigkeit gefahren alles andere als angenehm.
Passiert das später wird es keiner mehr merken (solche Reifen werden auch nicht "runderneuert", weil viel zu gefährlich).
Unsere E38 wiegen 2 Tonnen und fahren Geschwindigkeiten jenseits von 200km/h.
Beides sind Kriterien, die Aussagen, das die Reifen einiges aushalten müssen im Fahrbetrieb. Die Wahrscheinlichkeit, dass oben geschilderter Riss schnell (Wochen-Monate-Jahre) entsteht liegen viel höher, als z.B. bei einem leichten und langsamen VW Golf II.
Ein vernünftiger und verantwortungsbewusster Reifenhändler, der so einen Reifen reparieren soll lehnt das ab, wenn er weis, dass der Reifen auf einen E38 kommt.
Bei anderen, leichten und/oder langsamen Fahrzeugen gilt der gleiche Schaden als risikoarm-reparabel.
Jedoch dann den Reifen auf der Hinterachse zu fahren ist zumindest leicht fahrlässig.
Denn die Gefahr, dass ein reparierter und damit "vorgeschädigter" Reifen bei der Fahrt kaputt geht ist erheblich höher, als das ein normaler Reifen seine Luft verliert.
Wenn das auf der Hinterachse bei mittlerer oder höherer Geschwindigkeit passiert hält niemand so einen Wagen in der Spur.
Passiert das auf der Vorderachse zieht der Wagen in eine Richtung und ist schwer lenkbar, aber mit Geschick und Kraft noch beherrschbar, egal bei welcher Geschwindigkeit.
Wer das nicht glaub kann auf Schotter bei ca. 40km/h mal die Hinterräder blockieren ... Folge: Auto dreht sich -unabfangbar-
Bei blockierten Vorderrädern rutscht das Auto gerade aus, unlenkbar, aber gerade aus, ohne dass man sich dreht.
Klar ist dies jetzt kein "Reifen einseitig defekt"-Test, aber es zeigt, dass die Hinterräder die "Spur halten", die Vorderräder lenken. Wenn die Lenkung "ausfällt" (beim Reifendefekt schwergängig und in eine Richtung ziehend) kann man gezielt bremsen und anhalten. Wenn eins der Hinterräder keine Seitenführungskräfte mehr aufbauen kann wird man sich drehen, ohne dass man das vermeiden kann. Gegenlenken etc. mildert es ab, man kann evtl. die Richtung in der man abfliegt minimal beeinflussen, aber wenn da mehr als ein Baum steht... böse. (an dem einen Baum könnte man mit sehr viel Können und Glück vorbei kommen)
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